ISBN-13: 9783050034089 / Niemiecki / Twarda / 1999 / 336 str.
'Lebende Bilder', auch unter der franzosischen Bezeichnung 'tableaux vivants' bekannt, sind ein verbreitetes Phanomen der italienischen Festkultur des 15. Jahrhunderts. Anders als die nach Kunstwerken gestellten 'lebenden Bilder' des 18./19. Jahrhunderts waren sie meist fur den Anlass erfundene Darstellungen, die kunstlerische Bildformulare und Gestaltungsprinzipien aufgegriffen und elaborierten. In Italien wurden sie auf einem Wagen oder Traggerust in Prozessionen und Festzugen mitgefuhrt, gelegentlich belebten sie auch anstelle von Statuen Triumpharchitekturen oder waren als 'Paradiese' fest an einem hochgelegenen Ort eingerichtet. Die Inszenierung von 'lebenden Bildern' findet sich in unterschiedlichen Zusammenhangen und konnte sowohl religioser und politischer Agitation wie der Reprasentation von Personen und kommunalen Vereinigungen dienen. In dem Buch werden die 'lebenden Bilder' auf ihre Erscheinungsformen, Funktionen, die zeitgenossische Rezeption und ihr Verhaltnis zu den Bildenden Kunsten untersucht. Da nur sehr wenige bildliche Dokumente uberliefert sind, stutzt sich die Analyse im wesentlichen auf die Auswertung bisher unbeachteter schriftlicher Quellen. Die Besonderheit des 'lebenden Bildes' in der visuellen Kultur des Quattrocento liegt darin, dass es, zwar von kurzer Dauer, jeweils an ein spezifisches, historisch bedeutungsvolles oder den jahrlichen Zyklus pragendes Ereignis gebunden auftrat. Und sich so in das kollektive Gedachtnis einschrieb. Als ein Massenmedium trug es zur Tradierung, Popularisierung und Etablierung bestimmter Bildthemen oder Inhalte bei. Damit ist es, wie die Verbreitung von Buchdruck und Holzschnitt, ein Faktor des medialen Umbruchs im 15. Jahrhundert.