ISBN-13: 9783531116594 / Niemiecki / Miękka / 1983 / 152 str.
Sparpolitik ist als politisches und wissenschaftliches Thema in der Bundesrepublik Deutschland ein Novum. Mehr als dreissig Jahre fast permanenten realen Wirtschaftswachstums haben Einstellun gen und Erwartungen aller Wirtschaftseinheiten auf Expansion ein gestimmt, nicht auf Reduktion. Die gesamtgesellschaftlich domi nante Erfahrung unserer Nachkriegsentwicklung betrifft die Tatsa che, dass alle gleichzeitig und kontinuierlich mehr an privatem Wohl stand und an offentlichen Leistungen erhalten konnten. Dies gilt wenigstens als Moglichkeit, denn fur einzelne Individuen, Gruppen oder Regionen hat es innerhalb des allgemeinen Wachstums stets auch zumindest temporare Wohlstandseinschrankungen und be lastende Umstellungsprozesse gegeben. Wie stark die Erfahrung des Wachstums das Denken und Handeln aller Akteure vorstrukturierte und in Organisationen und Ablaufen institutionell vorausgesetzt war, zeigt sich an den Schwierigkeiten, mit geringeren gesamtwirtschaft lichen Wachstumsraten, eventuell temporarer Stagnation oder gar Schrumpfung zurechtzukommen. Dies gilt fur private und offent liche Akteure, fur Einzelunternehmen, Gewerkschaften und Staat. Der Staat, insbesondere der Bund, ist dabei vor Anforderungen gestellt, deren Widerspruchlichkeit nahezu allgemein anerkannt ist. Er soll zugleich einen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit lei sten und die erheblichen jahrlichen Defizite im Haushalt reduzieren. Das Dilemma liegt darin, dass letzteres nur entweder uber Steigerung der "ordentlichen" Einnahmen oder Ausgabenreduktion moglich ist, diese beiden Massnahmen aber "konjunkturell nicht in die Land schaft passen." Im Herbst 1982 ist die dreizehn Jahre amtierende SPD/FDP-Regierungskoalition hauptsachlich an dieser Frage geschei tert, die neue CDU/CSU/FDP-Koalition wird sich an ihrem Losungs beitrag - wie schwer er auch zu isolieren sein mag - messen lassen mussen."