ISBN-13: 9783531168890 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 298 str.
10 Die sich intensivierende Kreativitatsforschung der letzten 20 Jahre hat hingegen gezeigt, dass sich die skizzierte Position empirisch kaum rechtfer- gen lasst: Die Fahigkeit zur Kreativitat gehort zur kognitiven Grundausstattung des Menschen. Kreative und nicht-kreative Menschen unterscheiden sich - diglich in der unterschiedlichen Nutzungsintensitat des kognitiven Inst- mentariums. Kreativitat ist ein im hohen Masse sozialer Prozess, der uber die Umweltbedingungen, die Handlungsmoglichkeiten und -beschrankungen in sozialen Situationen mitbestimmt wird. Rational sind der kreative Prozess und die damit verbundenen Handlungen deshalb, weil Menschen Routi- wege erst verlassen, wenn neue und damit unter Umstanden kreative Ha- lungswege einen hoheren Nutzen im Sinne einer Wohlbefindenssteigerung fur die Akteure mit sich bringen. Mit dieser neuen Sichtweise ergeben sich Anknupfungspunkte fur die - zialwissenschaften. Wenn kreative Leistungen auch von Handlungsbeschr- kungen und -moglichkeiten in sozialen Situationen und damit von sozialen Strukturierungen und Institutionen abhangen, dann sollte es moglich sein, institutionelle Arrangements zu finden, die zu einem hoheren Output krea- ver Leistungen fuhren oder diese Leistungen zumindest begunstigen. Krea- vitat entsteht in einem sozialen Prozess, der vom institutionellen Gefuge m- bestimmt wird. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird sich zeigen, ob die vorliegenden - kenntnisse aus der Kreativitatsforschung robust genug sind, um Kreativitat als ein komplexes soziales Phanomen zu erklaren und daruber hinaus Ru- schlusse auf die Konstruktion kreativitatsfreundlicher sozialer Regelsysteme zu ermoglichen. Damit ist durchaus gemeint, Soziales auf der Grundlage d- ser Erkenntnisse aktiv mit dem Ziel eines hoheren kreativen Outputs zu g- talten."