ISBN-13: 9783050057804 / Niemiecki / Twarda / 2012 / 259 str.
Allgemeine, alle Wissensgebiete abdeckende Enzyklopadien markieren den Beginn der modernen Wissensgesellschaft im 18. Jahrhundert. Enzyklopadisten aller Lander bemuhten sich um die Definition des allgemein Interessanten. Insbesondere die grote damals abgeschlossene Enzyklopadie, das Universal-Lexicon (1732-1754), erweist sich als Musterbeispiel fur vielfaltige Strategien, die Lesererwartungen in das enzyklopadische Schreiben einzubinden.
Die Produktion allgemeiner, alle Wissensgebiete abdeckender Enzyklopädien im 18. Jahrhundert markiert den Beginn der modernen Wissensgesellschaft. Enzyklopädisten aller Länder bemühten sich um die Definition des allgemein Interessanten nicht in Theorien, sondern in erfolgreich vermarkteten enzyklopädischen Werken. Ein genauer Blick auf einschlägige Schriften der Aufklärungsepoche wie Chambers' "Cyclopaedia", Diderots "Encyclopédie", Zedlers "Universal-Lexicon" oder die "Encyclopaedia Britannica" zeigt den Kampf um neue Ideen eng verschränkt mit der Bemühung um redaktionelle Exzellenz. Insbesondere die mit Abstand größte damals abgeschlossene Enzyklopädie, das "Universal-Lexicon" (1732-1754), erweist sich als Musterbeispiel für vielfältige Strategien, die Lesererwartungen in das enzyklopädische Schreiben einzubinden. Das 68-bändige Mammutwerk wird hier erstmals exemplarisch analysiert. §Was das "Universal-Lexicon" auszeichnet, wird durch seine Größe verraten und gleichzeitig verdeckt: Hier werden andere Lexika und zahlreiche andere Quellenwerke ab- und umgeschrieben. Der Text des "Universal-Lexicons" ist eine Kompilation, eine Montage, das Ergebnis einer komplexen Redaktion. Dabei kann man an vielen Artikeln erkennen, dass für die Leser geschrieben wird. Die medizinischen Artikel beispielsweise sind besonders praktisch ausgerichtet. Die häufig erstmaligen Artikel über Länder und Städte sind deutlich von einer mitteleuropäischen Perspektive geprägt. Erstaunlicherweise werden die Leser sogar ausdrücklich eingeladen, Texte einzusenden. Das "Universal-Lexicon" verdankt sich einer Gruppe anonym gebliebener Aufklärer, die sich kaum anders als heute die Wikipedianer für die Verbreitung des allgemeinen Wissens einsetzten.