ISBN-13: 9783050034546 / Niemiecki / Twarda / 2000 / 633 str.
Das vorliegende Buch unternimmt weder eine transhistorische Rekonstruktion semiotischer Theoreme noch den Versuch ihrer Aktualisierung. Vielmehr will es den paradigmatischen Status von Lessings "Laokoon" fur eine Diskursgeschichte des Zeichens im 18. Jahrhundert herausarbeiten. Obgleich Lessing selbst es dezidiert ablehnt, von nicht-kunstlerischen Zeichenpraktiken zu handeln, sind seine Reflexionen nicht auf das Gebiet der Kunste zu beschranken. Intuition, Illusion, Evidenz oder das "bequeme Verhaltnis" von Bezeichnendem und Bezeichnetem sind vielmehr Effekte, die auch von Wissenschaften und sozialen Praktiken angestrebt werden. Da es im "Laokoon" nicht nur um die semiotischen Qualitaten und Okonomien von Bild und Text, um das Nebeneinander und Nacheinander der Zeichen geht, sondern auch um die Geschwindigkeit, Steuerung und Optimierung von Zeichenprozessen, hat Lessings Text Indiziencharakter fur fundamentale Problemstellungen, die etwa auch in den Bereichen von Regierungskunsten und Logik nach Losungen verlangen. Gerade eine Lekture des "Laokoon," die "in dem, was gesagt worden ist, keinen Rest und keinen Uberschu, sondern nur das Faktum seines historischen Erscheinens voraussetzt," erlaubt Analysen, die ein Laokoon-Paradigma in seinen historischen Schichten freilegen: seine Moglichkeitsbedingungen, seine konkrete Entfaltung und seine Transformation im Feld der "Anthropologie."